Meistens merken es Kinderärzte dank standardisierter Test- und Diagnoseverfahren als erste. Manchmal werden auch Erzieher*innen im Kindergarten stutzig. Dabei ist es besonders wichtig, frühzeitig zu erkennen und zu handeln, wenn bei einem Kind Auffälligkeiten in der Entwicklung auftreten. "Alles, was man rechtzeitig beheben kann, wird später erst gar kein großes Problem", erklärt Eva Krasenbrink, Mitarbeiterin der heilpädagogische Frühförderung und Beratung im Caritasverband für das Dekanat Bocholt. Für sie ist die Experten-Hilfe nicht nur gesellschaftlich betrachtet eine lohnende Investition in die Zukunft.
Oft benötigen Kinder Unterstützung, wenn sie einen schweren Start ins Leben hatten und zu früh, krank oder gar mit einer Behinderung geboren wurden. Genauer hinsehen müssen Väter und Mütter aber auch, wenn sich gesunde Jungen oder Mädchen im Vorschulalter nicht altersentsprechend bewegen, ängstlich oder besonders aktiv sind und Gefahren nicht richtig einschätzen können. Anderen fällt es schwer, sich zu beschäftigen, zu konzentrieren oder in Gruppen zu integrieren. Die Corona-Pandemie hat die Lage dabei noch deutlich verschärft. "Seitdem haben sich die Fallzahlen bei uns fast verdoppelt", berichtet Krasenbrink.
Gemeinsam mit ihren 12 Kolleginnen erarbeitet sie individuell für jedes Kind Pläne aus. Bällebad, Sprossenwände, Rutschen und Schaukeln bieten Wahrnehmungserfahrungen. Daneben werden Denkfähigkeit, Grob- und Feinmotorik, Sprache, Sozialverhalten und Selbstständigkeit gefördert. Die Heilpädagogen ermutigen die Kinder permanent und konsequent durch Hilfe zu Selbsthilfe.
Parallel werden auch die Väter und Mütter betreut. "Sie sollten wissen, welches Entwicklungsfenster sich bei ihren Kindern gerade öffnet", erklärt Michaela Otte, die ebenfalls am neuen Standort arbeitet. Durch Beratung und Coaching können die Eltern lernen, wie sie ihr Kind bestmöglich unterstützen und somit zu einer positiven Entwicklung beitragen.
Rund ein Jahr dauert so eine Frühförderung in der Regel. Sie ist kostenlos. "Der Kontakt kann auch ohne Überweisung eines Arztes oder einer Empfehlung direkt zu uns hergestellt werden", erklärt die Caritas-Mitarbeiterin. An zwei Standorten bietet die Caritas die Förderung und Beratung an - zum einen in der Bocholter Zentrale am Nordwall 44, seit neuestem aber auch an der Ahauser Straße 140 in Borken. Unter der Praxis eines Kinderarztes hat die Caritas dort unter anderem drei freundliche und moderne Therapieräume eingerichtet.